Erinnerung an Walter Jurmann

den Schöpfer von „Veronika, der Lenz ist da“

_von Heike Kröger_

Max Raabe singt

Max Raabe singt

Wohl jeder kennt das Gefühl, dass sich eine bestimmte Melodie im Kopf festgesetzt hat – ein „Ohrwurm“. Nun hat jede Zeit ihre eigenen Lieder, aber es gibt „Ohrwürmer“, die ewig leben. Auch heute kennt noch jeder die Melodie von „Veronika, der Lenz ist da“. Der Name des Komponisten, Walter Jurmann, ist nicht jedem geläufig. Seit dem 20. Juli 2005 ziert nun eine Gedenktafel sein ehemaliges Wohnhaus am Kurfürstendamm 154 und erinnert an seine Kompositionen. Die Gedenktafel wurde von Yvonne Jurmann, der Witwe des Komponisten, und dem Chef der Senatskanzlei, André Schmitz, im Rahmen einer kleinen Feier enthüllt. Spaziergänger, die den Weg neben der Schaubühne am Kurfürstendamm einschlagen, werden ebenso wie die Bewohner des Hauses von nun an daran erinnert, dass hier einer der ganz großen der so genannten Goldenen Zwanziger Jahre lebte.

Walter Jurmann

Walter Jurmann

Walter Jurmann wurde 1903 in Wien geboren und studierte auf Wunsch seiner Eltern zunächst Medizin. Aber seine Liebe zur Musik siegte und so gab er sein Medizinstudium auf und wurde Berufsmusiker. In den zwanziger Jahren kam er nach Berlin, wo er den Grundstein für seine internationale Karriere legte. Richard Strauss unterstützte Jurmann und Emerich Kálmán prophezeite Walter Jurmann seinerzeit in Berlin: „Sie werden einmal berühmt.“ Und Walter Jurmann wurde berühmt, sehr berühmt sogar. Er wurde zu einem Liebling der Berliner Gesellschaft. Man pfiff seine Melodien auf der Straße und hörte ihnen zu in den Bars. So auch in der berühmten Eden-Bar, wo er sich in die Herzen der Gäste spielte, während sich Billy Wilder als Eintänzer bei den Damen beliebt machte.

Jurmann arbeitete unter anderem zusammen mit Richard Tauber und mit den Comedian Harmonists. Hans Albers singt in dem Film „Heut kommt’s drauf an“ das bekannte Lied „Mein Gorilla hat ’ne Villa im Zoo“.

1933 floh Walter Jurmann nach Paris, passte sich den veränderten Gegebenheiten an und schrieb erfolgreich Chansons. Nach fast zwei Jahren in Frankreich kam er nach Hollywood, wo er sich sehr wohl fühlte und weitere große Erfolge feiern konnte. Er komponierte Musik für Filme mit Spencer Tracy, Clark Gable und Judy Garland. Filmklassiker wie „Meuterei auf der Bounty“ oder „A Night At The Opera“ schmückt seine Musik. 1971 starb Walter Jurmann im Alter von 67 Jahren.

Die Enthüllung der Gedenktafel

Die Enthüllung der Gedenktafel. Von li. nach re.: André Schmitz (Chef der Senatskanzlei), Yvonne Jurmann, Dr. Christian Prosl (Botschafter der Republik Österreich), Lars Ernst (Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte)

Yvonne Jurmann bestätigt, dass ihr Mann nur zwei Dinge benötigte: sein Klavier und ein Publikum. Notfalls diente der Hund des Komponisten als Publikum. Bei der Enthüllung der Gedenktafel für Walter Jurmann in Berlin ging es auch musikalisch zu. Denn Max Raabe, der Mann mit der nasalen und knarrenden Stimme der zwanziger Jahre, der in Kürze auch in der New Yorker Carnegie Hall auftreten wird, sang Jurmanns Lieder. Der Witwe standen die Tränen in den Augen: „Ich liebe es, wie er singt, er hat so viel Gefühl.“ Als kleines Geschenk hatte Max Raabe seinen Trompeter mitgebracht. Der stellte sich in die Mitte des Hofes und spielte zum Abschluss „Veronika, der Lenz ist da“.