Ein neuer Anziehungspunkt in Berlin: Der Leipziger Platz

_von Gerhard Stanierowski,
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung_

In Berlins Mitte entsteht mit der Bebauung des Leipziger Platzes ein neuer zentraler Anziehungspunkt für die Berliner ebenso wie für die Touristen der Stadt. Der 160 mal 160 Meter umfassende Bereich wird in seinen historischen Grundrissen neu gestaltet, nachdem er, wie auch der Potsdamer Platz, im Krieg zerstört worden war und während der Teilung der Stadt unberührt und als Brachfläche im Niemandsland zwischen Ost und West lag.

Der Leipziger Platz um 1928

Der Leipziger Platz um 1928

Entstanden ist der Leipziger Platz als großer achteckiger Stadtplatz in den Jahren 1732 bis 1734 unter Friedrich Wilhelm I. Aufgrund seiner Form hieß der Platz zunächst Oktogon am Potsdamer Tor oder auch Achteck. Erst 1814 erhielt er in Erinnerung an die Völkerschlacht bei Leipzig den Namen Leipziger Platz. Der ersten Umbauung aus prachtvollen Palais des 19. Jahrhunderts folgten später repräsentative Hotel- und Geschäftsbauten, so das Kaufhaus Wertheim, das Palast-Hotel und der Fürstenhof.

Nach der Wiedervereinigung der Bundesrepublik Deutschland wurde der erste städtebauliche Wettbewerb in Berlin für den Bereich des Potsdamer und Leipziger Platzes durchgeführt. Mit dem 1. Preis für die Konzeption der Architekten Hilmer/Sattler wurde eine Entscheidung zugunsten einer maßvollen Stadtstruktur vergleichbar der historischen Stadt getroffen. Für das Daimler-Benz-Areal wurde dieses Prinzip durch den 1. Preis für den Architekten Renzo Piano unter dem Stichwort der „europäischen Stadt“ bestätigt, wenn auch eine hohe Dichte und einzelne Hochhausakzente vorgesehen waren. Denn ein weiteres Ziel war es, ein Dienstleistungszentrum von bisher in Berlin unbekannten wirtschaftlichen Dimensionen zu schaffen, um so den Anforderungen einer Hauptstadt gerecht zu werden. Mit den durchgeführten bzw. in Vorbereitung befindlichen Wettbewerben für den Leipziger Platz werden neue Akzente gesetzt, wie die Rückbesinnung auf einen maßvoll proportionierten städtischen Raum und das Angebot stadträumlicher Identifikationsmöglichkeiten für eine anspruchsvolle, stilbewusste Lebenserhaltung, die in einer internationalen Großstadt selbstverständlich sind, in dem geteilten Berlin jedoch unterrepräsentiert waren.

So stellen sich die Stadtplaner den Leipziger Platz nach Ende der Bauarbeiten vor.

So stellen sich die Stadtplaner den Leipziger Platz nach Ende der Bauarbeiten vor.

Top-Adressen für die höchsten Ansprüche der Gesellschaft benötigen differenzierte Standorte von besonderer Qualität wie vergleichsweise in Paris den Place Vendome oder die Bond Street in London, um ihren Anforderungen an Distinktion und luxuriöse Gediegenheit zu genügen, wie sie am ehesten in historischen Stadtvierteln zu finden sind. Trotz der totalen Zerstörung der ursprünglichen Bausubstanz bietet der Leipziger Platz diese Qualität durch eine verschwenderische Großzügigkeit des städtischen Raumes, seine prägnante Platzform und die vornehme Distanz, die den einzelnen Gebäuden eine individuelle Selbstdarstellung der ansässigen Institutionen erlaubt. Eine Bestätigung dieser Einschätzung die den Leipziger Platz in die Nähe des Pariser Platzes rückt, zeigt die Ansiedlung der Kanadischen Botschaft. Die Baumaßnahmen des Potsdamer Platzes machen nur die eine Hälfte eines Gesamtkonzeptes aus, zu dessen Vervollständigung notwendigerweise der Leipziger Platz gehört. Denn aufgrund des geschichtlichen Wachstums dieses Gebietes, ausgehend von Potsdamer Tor und Leipziger Platz, weisen die stadtstrukturellen Entwicklungslinien einschließlich der auf ihnen gebildeten Architekturen heute wieder zurück auf diesen Ursprungsort, das „Oktogon“, das zeichenhaft in seiner geschlossenen Form quasi den „Schlussstein“ städtischer Urbanität für das Gesamtkonzept bildet. Seitens der Bauherren wurden Wettbewerbsverfahren durchgeführt. Im Ergebnis sind die Werke namhafter Architekten wie zum Beispiel Axel Schultes (Bauherrengemeinschaft Knauthe), Jan Kleihues (DG Immobilienmanagement), Christoph Langhoff (IVG/Botag) und Kuwabara Payne McKenna Blumberg Architects (Kanadische Botschaft) zu bewundern.

Für den Bereich des Leipziger Platzes Nord ist eine Teilung des Bebauungsplanes mit Herausnahme des von Entschädigungsansprüchen jüdischer Alteigentümer betroffenen Areals erfolgt. So kann unabhängig von der juristischen Auseinandersetzung zwischen Alteigentümern des Wertheimareals und dem Karstadt-Konzern auf den benachbarten Grundstücken gebaut werden. Der Senat hat die außergewöhnliche stadtpolitische Bedeutung für den Leipziger Platz festgestellt und die notwendigen Voraussetzungen für die Vollendung des städtebaulichen Konzeptes geschaffen. Das Gesamtinvestitionsvolumen am Leipziger Platz Nord beträgt ca. 1,5 Milliarden Euro.


Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
Württembergische Straße 6
10707 Berlin